Merkwürdige Stille

Der Zeitplan war ganz klar: Zu Pfingsten sollte der letzte Gottesdienst in St. Theresia stattfinden, dann sollte das Inventar der Kirche entnommen werden. Für diese überwiegend in Eigenarbeit geleistete Aufgabe war die Zeit bis Ende Oktober vorgesehen. Dann sollten die bunten Kirchenfenster ausgebaut werden und die Rohbauarbeiten sollten beginnen.

Nun ist bereits ein Monat vergangen, seit das gesamte Inventar der Kirche abgebaut worden ist, aber weiter ist nichts passiert. So war das nicht gedacht. Was ist also geschehen?

Das gesamte Bauvolumen (Umbau der Kirche zu einer 5gruppigen KiTa, Schaffung von Jugend- und Gemeinderäumen) umfasste rd. 4,2  Millionen €. Die geplante Finanzierung war vom Vermögensrat des Bistums Essen genehmigt worden. Im Laufe von 15 Jahren hätte die Pfarrei St. Lambertus die Darlehen in Höhe von 1,65 Mio. € durch die laufenden Einnahmen abzahlen können. Mögliche Zuschüsse in Höhe von rd. 2,2 Mio. € waren teilweise bereits bewilligt worden.

Dann aber kam die Teuerung, die seit Ausbruch des russischen Angriffskrieges in der Ukraine alle Baubereiche erfasst hat. Wie Sie aus der Presse wissen, wurden auch in unserer Stadt viele Bauprojekte zurückgestellt oder aufgegeben. Andere mussten umgeplant werden.

Seit Beginn des Jahres laufen Ausschreibungen für die unterschiedlichen Gewerke, die am Umbau beteiligt sein würden. Es stellte sich heraus, dass es sehr schwierig war, überhaupt Angebote zu bekommen. Viele angefragt Firmen gaben gar keine ab. Andere lagen so weit über den bisher üblichen Preisen, dass sich an ihnen die zu erwartende Verteuerung ablesen und hochrechnen ließ. Wieder andere Firmen gaben zu, dass sie in der jetzigen Situation überhaupt keine Festpreisangebote abgeben könnten oder wenn, dann nur mit sehr kurzen Fristen, in denen die Angebotspreise gültig sind. . Daher verlangten sie Preisgleitklauseln in den Verträgen. Diese Klauseln würden es ihnen ermöglichen, später höhere Summen abzurechnen als im Angebot enthalten, natürlich mit entsprechendem Nachweis. Sämtliche Verteuerungen bezogen sich vor allem auf das zu liefernde Baumaterial. Lieferengpässe konnten wegen der unsicheren Situation nicht genau eingerechnet werden, sind aber mit Sicherheit zu erwarten.

Der Kirchenvorstand stellte fest, dass er unter diesen Umständen nicht an der bisherigen Finanzplanung festhalten konnte. Auch die kirchenaufsichtlichen Genehmigungen konnten so nicht mehr aufrecht erhalten werden, denn sie bezogen sich ja auf die ursprüngliche Planung.

Verschiedene Optionen standen zumindest theoretisch zur Auswahl: Einfach weitermachen und das Beste hoffen. Nichts machen und die Kirche so stehen lassen. Prüfen, ob nun ein Totalabriss und Neubau einer vereinfachten KiTa bezahlbar wäre.

Nichts von alldem konnte uns überzeugen und, das setze ich mal voraus, würde auch die Gemeindemitglieder überzeugen, die zu Pfingsten auf ihre Kirche verzichten mussten.

Daher hat sich der Kirchenvorstand mit dem Bistum Essen auf eine andere Vorgehensweise geeinigt. Er hat beim Vermögensrat des Bistums beantragt, die Baumaßnahme, auch mit deutlich gestiegenem Finanzrahmen, aktuell schätzen wir das Bauvolumen, das wir zu stemmen haben, auf  ca. 5,85 Mio. €, fortführen zu dürfen. Dem hat der Vermögensrat des Bistums Essen

Um das leisten zu können, ist neben einem höheren Eigenmitteleinsatz der Pfarrei St. Lambertus, eine zusätzliche Darlehensaufnahme erforderlich. Schließlich müssen die bisherigen und laufenden Aufwendungen sowie die gestiegenen Baukosten auch bezahlt werden.

Um in der komplizierten Situation keine juristischen Fehler zu machen, die später teuer werden können, hat der Kirchenvorstand außerdem einen Fachanwalt für Vergaberecht beauftragt, das gesamte Vergabeverfahren zu begleiten und zu prüfen.

Und schließlich zeichnet sich derzeit bereits ab, dass sich die Bauzeit der Baumaßnahme, die ursprünglich von Oktober 2022 bis Mitte 2024 gedacht war, verlängern wird. Einen genauen Fertigstellungstermin kann derzeit niemand nennen. Der Kirchenvorstand hofft jedoch, die Maßnahme bis Ende 2024 abschließen zu können.

Bisher gab es noch gar keine Anfragen aus der Gemeinde, warum es denn in St. Theresia nicht weitergehe. Das zeugt von sehr großer Geduld und dafür bin ich außerordentlich dankbar. Mir ist auch bewusst, dass ich versprochen hatte, dass die Kirche als Gotteshaus "in Betrieb" bleibt bis zum Baubeginn. Ich war bis zum September der Ansicht, dieses Versprechen erfüllen zu können und muss nun zugeben, das es nicht geht. Das bedaure ich sehr. Umso mehr freue ich über Jede und Jeden, die/der bisher den Weg zum Gottesdienst nach St. Lambertus oder in eine andere unsere Kirche gegangen ist. Ich muss Ihnen auch sagen, dass wir wegen des Krankenstandes und des Alters der Priester in unserer Pfarrei die Gottesdienstordnung nicht mehr viel länger hätten durchhalten können, wenn in der Kirche St. Theresia weiterhin die Hl. Messe gefeiert worden wäre. Das ist traurig, aber nicht zu ändern.

Ich hoffe, dass Sie die geschilderten Probleme nachvollziehen können und unsere Handlungsweise begrüßen. Nun brauchen wir etwas Geduld. Sie erhalten neue Informationen über unsere Internetseite und durch Aushang an den Kirchen, wenn wir wissen, wie es weitergeht. Bei Fragen senden Sie gerne eine Email an das Pfarrbüro oder an mich. Ich leite das gerne an die Fachleute im Kirchenvorstand weiter.

O. Deppe, Pfarrer

Zurück