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- Interview mit Pastor Scherges
"Es ist ganz klar, dass die Kirche für den Menschen da ist und da für alle Menschen.“
Am 21.05.2024 jährte sich Pastor Scherges' Priesterweihe zum 25sten Mal. Anlässlich dieses Jubiläums haben wir uns getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
Am Tag der Weihe bin ich mit vier weiteren Priesteramtskandidaten aus den Exerzitien aus dem Kloster Marienrode in Hildesheim zurückgekommen. Die Exerzitien waren sehr gut. Eine Ordensschwester hat uns in den Tagen begleitet. Die Küche hatte mittags noch was für uns vorbereitet, das war ganz nett. Dann ging es zurück nach Essen. In einem Raum am Dom konnten wir uns vorbereiten. Einem von unseren Brüdern ist etwas der Kreislauf weggesackt, da es auch sehr heiß war an dem Tag. Und danach verging alles irgendwie wie im Flug. Ein intensiver Moment war sicherlich noch mal der Teil, wo ich auf dem Boden liege. Und an den Empfang erinnere ich mich. Das war auch noch mal schön zu merken, dass viele mich da im Gebet begleitet haben.
Es ist natürlich vieles anders geworden. Die Strukturen, das hat ja auch jeder mitbekommen, und für mich persönlich ist vieles anders geworden in den 25 Jahren. Was aber auch ganz natürlich ist, wenn man mit 26 als Kaplan anfängt, dann geht man mit einer gewissen jugendlichen Energie ran. Ich wollte viel gestalten, aber im Laufe der Zeit merkte ich, darauf kommt es nicht an, sondern eher darauf zu schauen, was brauchen die Leute.
Durch meine Erkrankung war dann später klar, ich muss auch auf mich achten und mit meinen Kräften haushalten. Aber das ist gar kein Nachteil. Ich schaue jetzt, was bringen die Menschen mit und wie kann ich begleiten, unterstützen und darauf aufbauend mitgestalten. Am Anfang dachte ich, ich müsste alles machen, was an mich herangetragen wird. Ich war Kreisjugendseelsorger und Kaplan gleichzeitig mit zwei halben Stellen und dann als Pastor hier wurde ich gefragt, ob ich die Berufungspersonal übernehmen könnte. Und später merkte ich, das geht nicht. Das ist zu viel.
Das muss ich. Sonst schaffe ich das nicht.
Die Strukturen werden größer. Das merkt man ja und das ist ja auch geplant. Wie das aussieht, weiß ich nicht. Das finde ich aber auch nicht wichtig. Diese Strukturen müssen mehrere Sachen ermöglichen. Dass sich Gemeinschaften bilden und leben können. Und dass es immer jemanden gibt, der vor Ort ansprechbar ist, die Leute begleiten kann und dass das möglichst persönlich und möglichst wenig bürokratisch geschieht.
Nein. Es müssen aber Menschen sein, die das können und von anderen beauftragt wurden. Diese Menschen müssen auch nicht alles machen, aber sie müssen vermitteln können. Die Menschen sollen sich nicht in einem weit entfernten Pfarrbüro melden müssen und das Gefühl haben, hier werde ich rein bürokratisch behandelt. Ich glaube, das wäre schlecht.
Man muss gucken, dass man sich nicht überfordert, sonst bringt das irgendwann nichts mehr. Es zeigt aber zweierlei. Die, die sich identifizieren und sagen, ich bringe mich ein, werden weniger. Das hat Kirche auch teilweise selbst zu verantworten. Auch durch viele Sachen, die in den letzten Jahren passiert sind.
Andererseits ist das Gemeindefest zum Beispiel eine gute Gelegenheit mit Menschen, die suchen, in Kontakt zu kommen. Es gibt viele Austrittszahlen, aber ich merke, dass es viele gibt, die auf der Suche sind. Und wenn wir uns mit und bei einem Gemeindefest überfordern, dann können wir keine Freude mehr ausstrahlen.
Ich bin als Priester zufrieden, aber ob ich in der heutigen Zeit als junger Mensch angesichts dieser Situation diesen Weg wählen würde, kann ich nicht sagen. Man merkt, es werden immer weniger Priester - weniger als zu meiner Zeit. Aber ich glaube, dass man auch heute und auch in Zukunft noch erfüllt Priester sein kann. Es wird weiterhin Glaubensgemeinschaften geben und die müssen miteinander verbunden sein. Und da werden auch Priester ihre Rolle haben.
Ja, nach der Erstkommunikation tatsächlich. Ich habe den Wunsch damals gegenüber meinem Grundschullehrer geäußert und er hat mir empfohlen auf ein bestimmtes Gymnasium zu gehen, wo ich bereits vorbereitend Latein, Griechisch und Hebräisch gelernt habe. Aber das heißt ja nicht, dass mein Weg immer geradlinig war. Natürlich gab es auch immer Phasen, wo ich mir dachte, ist das jetzt richtig so.
Natürlich ist Familie und Partnerschaft was Wertvolles und Schönes und natürlich gibt es auch mal Zeiten, wo man das vermisst und sich denkt, es könnte auch anders sein. Aber auch in einer Ehe gibt es Phasen, wo man sich durchkämpfen muss. Ich kann nicht sagen, das war die falsche Lebensentscheidung und ich bin jetzt unglücklich. Nein, so ist das nicht.
Ich glaube, es müsste freigestellt sein. Auf jeden Fall.
Ich glaube nicht, dass dann auf einmal die Seminare wieder voll sind - auch nicht, wenn sich die Zugangsbedingung in Hinblick auf die Frau ändern würden. Die evangelische Kirche hat ja auch Nachwuchsprobleme. Es geht aber darum, dass die Menschen ihre Berufung leben und wählen können.
Ja. Das heißt aber nicht, dass ich glaube, dass es sehr schnell gehen wird. Diese Initiativen gibt es schon länger, das sind keine neuen Ansichten. Als ich damals geweiht wurde, gab es eine Aktion und auch Frauen, die ich gut kannte, die sich zum Priestertum berufen fühlten. Und auch damals hatte ich keine Argumente dagegen.
Es ist ganz klar, dass die Kirche für den Menschen da ist und da für alle Menschen. Ganz gleich, wie sie empfinden und ihr Leben gestalten. Kategorien sind an der Stelle nicht hilfreich. Wir müssen schauen, was bringen Menschen mit, was bewegt sie und wie können die ihren Weg in der Kirche finden, ohne dass sie verurteilt werden oder ihnen etwas in irgendeiner Weise verwehrt wird.
In der pastoralen Praxis ist immer manches anders als es das Kirchenrecht vorschreibt, z.B. auch im Umgang mit weiterverheirateten Geschiedenen. Ich habe noch nie erlebt, dass denen die Kommunion verweigert worden wäre. Genauso bei gleichgeschlechtlich Verpartnerten. Das geht auch meines Erachtens gar nicht. Wenn wir uns da anschauen, wie Jesus mit der Mahlgemeinschaft umgegangen ist, hat er eben keinen ausgeschlossen. Im Gegenteil, auch die, die damals aus gesellschaftlichen Gründen ausgeschlossen wurden, hat er aufgenommen. Und deswegen kann es zum Beispiel nicht sein, dass wir irgendjemanden an irgendeiner Stelle ausschließen.
Ich vermute es war eine Messe in der Osternacht mit allen sieben Lesungen. Das waren bestimmt zwei 2 Stunden.
Da gibt es keine konkreten. Was ich an vielen Heiligen beeindruckend finde, ist, dass deren Weg nicht immer gradlinig war, dass da Brüche waren und dass da ein Ringen mit sich war.
Petrus zum Beispiel, der seine Brüche im Leben hatte, der sich auch mal verrannt hat, aber immer voller Überzeugung war. Das fand ich immer sehr menschlich und sehr gut.
Mit Paulus habe ich mich im Rahmen meiner Diplomarbeit auseinandergesetzt. Er hatte eine unheimliche Weite und ist für die Freiheit im Glauben eingetreten, hat sich aber vorher auch furchtbar verrannt. Insofern sind es eigentlich immer die, die auf ihrem Weg immer sehr menschlich waren.
Geprägt haben mich in meiner Zeit sicherlich mehrere Theologen. Einer, mit dem ich mich während des Studiums beschäftigt habe und auch danach, war Eberhard Schockenhoff. Er war Moraltheologe in Freiburg. Er hat immer die richtigen Fragen gestellt, die Sachen gut durchdacht und dabei immer sehr auf die Menschen geschaut hat.
Rock.
Da kann man fast sagen alles. Ich esse halt sehr gerne und gerne vielfältig. Ich probiere auch gerne alles aus.
Stauder (lacht)
Bei den kirchlichen Liedern mag ich z.B. „Wagt Euch zu den Ufern“ oder „Here I am, Lord“. Aber ich mag auch manche klassischeren Lieder in bestimmten Kontexten. Es kommt darauf an, welche Messe gefeiert wird und ob das Lied an der Stelle passt.
Bei weltlichen Liedern freue ich mich, wenn ein bekanntes Lied gespielt wird und dann Erinnerungen weckt. Gut finde ich, wenn etwas variiert wird. Zum Beispiel habe ich letztens den alten Song „Going Home“ von Mark Knopfler gehört. Er hat viele Gitarristen mit Rang und Namen dazugeholt. Dieses bekannte Lied zu hören und dann die Gitarristen rauszuhören, war toll. Bekanntes auf eine neue Art und Weise ganz anders entdecken, gefällt mir.
Also blau mag ich ganz gerne. Und das nicht nur wegen meines Lieblings-Fußballvereins. Ich finde, das ist auch eine beruhigende Farbe.
Ich glaube, hätte ich den Wunsch gehabt, irgendein Musikinstrument zu spielen, dann hätte ich das gemacht. Ich höre gerne Musik und genieße das, aber Musik lass ich andere machen. Das ist auch besser so.
Vielen Dank, dass Sie uns alle Fragen so offen beantwortet haben. Wir wünschen Ihnen für Ihr silbernes Priesterjubiläum alles Gute und eine schöne Feier an diesem Wochenende.
Das Interview führte Vanessa Veith.